Rezension

Endlich: Das Archiv ist aufgeräumt, strukturiert, veröffentlicht. Die Diskographie geht weiter. Mit einem gänzlich neuen Kapitel. “I Inside The Old Year Dying” basiert auf dem letztjährigen Gedichtband “Orlam”, es führt ins ländliche Dorset ganz im Süden Englands, Harveys Heimat; es ist eine Reise ins Innere, mit viel Naturmystik, doch keineswegs esoterisch verschwurbelt, sondern großartig konstruiert, bildreich und dabei auf faszinierende Art in Szene gesetzt, mit karg wirkenden, aber doch in jedem Moment spannenden Arrangements. Die englische Folktradition ist gegenwärtig, wird aber gefiltert durch die spezifische musikalische Sprache einer der bedeutendsten Songwriterpersönlichkeiten Britanniens der letzten 30 Jahre. Ein Album, in dem man sich buchstäblich verlieren kann, und das eine Seite von Polly Jean Harvey zeigt, die man noch nicht kannte – und die einen sehr gespannt sein läßt auf den weiteren Verlauf dieser Diskographie. (2023)