Rezension
Dieses zweite Impulse!-Album des großen Crooners (nach der berühmten Zusammenarbeit mit John Coltrane) ist wohl doch sein quintessentielles, auf dem seine Qualitäten als Balladensänger ebenso zur Geltung kommen wie die unbestreitbare Tatsache, daß er eben doch ein Jazzer war. Man höre nur die Phrasierungskunst in „In The Wee Small Hours Of The Morning“, das er hier ganz anders, aber sicherlich nicht weniger großartig interpretiert als einige Jahre zuvor Frank Sinatra auf dem gleichnamigen Capitol-Album. Coltrane spielt hier zwar nicht mit, dafür aber sein Drummer Elvin Jones, Pianist Hank Jones, die Gitarristen Kenny Burrell und Jim Hall sowie bei fünf der elf Songs Illinois Jacquet am Tenor. Wie sich Hartmans samtener Bariton und der luftreiche Ton des letzteren etwa in „Don’t You Know I Care“ begegnen – das muß man schon als echtes Duett bezeichnen! „Kiss & Run“ oder „Sleepin‘ Bee“ sind überzeugende Beispiele für Hartmans Swing-Qualitäten; immerhin hatte er ja in den 40ern in den Bands von Earl Hines und danach Dizzy Gillespie seine ersten großen Auftritte als Vokalist gehabt. In Europa hatte Hartman nie den ihm gebührenden Stellenwert neben den Großmeistern wie Sinatra oder Nat ‚King‘ Cole inne – nach wie vor unverständlich angesichts Platten wie dieser…! (1963/2024)