Rezension
Ein Jahr lang, jeweils bei Vollmond, hatte Gabriel stets einen Song veröffentlicht, in zwei alternativen Abmischungen (Mark “Spike” Stents “Bright Side Mix” und Tchad Blakes “Dark Side Mix). Es sei vorausgeschickt: Der Unterschied ist nicht so groß, daß man zwingend beide Versionen braucht, man darf das gerne auswürfeln. Das Album selbst, diese ersten neuen Peter Gabriel-Songs seit über 20 Jahren, allerdings ist nicht verzichtbar. Denn es sind wundervolle Songs, oft erstaunlich melodiös, mit nachdenklich-liebevollen, humanistischen Inhalten, es geht um Erinnerungen, um Sterblichkeit, auch die Kraft der Liebe, und man verzeiht Gabriel jedes Klischee, denn sie sind alle in großartige Musik gekleidet. Gelegentlich scheint da auch mal der funky Pop von “So” auf, aber der überwiegende Tonfall (insbesondere in der zweiten Albumhälfte) ist ein lyrischer, zarter, und selten in der jüngeren Pop-Vergangenheit wurden Streicher mit solchem Effekt eingesetzt. Die Arrangements sind überhaupt bemerkenswert – man spürt den langen Reifeprozess der Songs, die Gabriel zum Teil wohl schon während der “Up”-Sessions in sich trug; er sprach ja damals davon, daß es nur etwa ein bis zwei Jahre bis zum nächsten Werk dauern würde, und den Titel hatte er auch schon. Es macht Freude, sich in diese Songs zu versenken, ihre Details zu genießen. Und ob “Bright” oder “Dark”: Die klangliche Balance ist perfekt. Ein Großwerk, doch noch mal… (2023)