Rezension
Paddy McAlloon sah sich um die Jahrtausendwende mit fast vollkommener Blindheit aufgrund einer schweren Augenerkrankung konfrontiert; für einige Monate mußte er davon ausgehen, daß der Verlust der Sehkraft unumkehrbar sein würde. Er verbrachte in jener Zeit die Nächte am Radio und hörte seltsame Talkshows auf Kurzwelle – und konzipierte nebenher die wunderbarste Musik seines Lebens. Das Album erschien erst einige Jahre später, damals entgegen McAlloons Wunsch nicht unter dem Prefab Sprout-Moniker, sondern als Solo-Album – und wurde weitgehend ignoriert. Kaum erstaunlich, ein Instrumental-Album (der 20minütige Titelsong verlangt obendrein einen begleitenden Spoken Word-Part, hier wundervoll ausgeführt von Yvonne Connors) gilt im Pop per se als schwierig und unkommerziell. Wobei man sich die Frage stellen muß, ob dies hier überhaupt Popmusik ist. Denn die orchestralen Arrangements sind hochkomplex, die Soli lassen wiederum eher an Cool Jazz denken. Gleichzeitig freilich ist die Musik durchweg von fast gleißender Schönheit und sicherlich alles andere als unzugänglich. Ein einzigartiges Meisterwerk, das klingt wie etwas, was Brian Wilson geschaffen haben könnte, wäre er einst nicht an „Smile“ gescheitert und zerbrochen. Die Wiederveröffentlichung (erstmals gibt es auch Vinyl!) erscheint nun mit neuem Artwork und wird nachträglich wie ursprünglich geplant in die Prefab Sprout-Diskographie eingereiht. (2003/2019)