Rezension
Ihr letztes Album war ein Instrumentalwerk, eingespielt auf einer Barockorgel, der von Hausswolff die sicherlich finstersten Klänge ihrer Geschichte entlockte. Fünf Jahre später (ihre längste Albumpause bislang) schlägt die schwedische Königin der Gothic-Avantgarde nun ein ganz neues Kapitel auf. Man könnte "Iconoclasts" als Popmusik bezeichnen, allerdings mit großer Vorsicht. So wie das Coverartwork von weitem nach freundlichem Lächeln aussieht und sich erst auf den zweiten Blick als verstörende Manipulation entpuppt, so verhält es sich auch mit Musik, die zwar durchaus mal an Björk, an Kate Bush oder gar an Lana Del Rey erinnern kann, die aber an getarnten Fallstricken und -gruben erschreckend reich ist. Und bisherige Underground-Ikonen, mit denen von Hausswolff verglichen wurde (Nico, Diamanda Galas) bleiben durchaus präsent. Ein wichtiger Partner ist Otis Sandjö, Freunden experimentellen Jazz' vielleicht ein Begriff, dessen Saxophon und Arrangements viel zur Färbung und oft schwer einschätzbaren Stimmung des Albums beitragen. Ein Höhepunkt ist "The Whole Woman" mit Punk-Urvater Iggy Pop als Duettpartner; eine andere Kooperation zeigt von Hausswolff an der Seite von Ethel Cain, ebenfalls eine kaum berechenbare Ausnahmekünstlerin. Wer mit der Erwartungshaltung düsterer Sounds an dieses Album herangeht, wird oft vom Licht geblendet werden. Wer sich nicht davon abschrecken läßt, wird allerdings bald feststellen, daß dies nicht nur ihr längstes Album bislang ist (eine Stunde und 15 Minuten!), sondern auch ihr reichhaltigstes und tiefstes. Pop ist hier nur eine trügerische Fassade. (2025)





