Rezension

Schon mit der John Parish-Kooperation „Dance Hall At Louse Point“ hatte Polly Jean Harvey sozusagen die Notbremse gezogen. Als dann dreieinhalb Jahre nach „To Bring You My Love“ endlich das nächste PJ Harvey-Album erschien, begegnete man einer gewandelten Künstlerin. Gitarrenexplosionen gehörten zwar nicht gänzlich der Vergangenheit an, aber sie waren die Ausnahme: Harveys Tonsprache war sehr viel subtiler geworden, atmosphärischer; flächige Keyboards prägen den Charakter. Man staunt noch heute, wie diese Wandlung gelang, ohne auch nur ansatzweise an Intensität zu verlieren. Ganz im Gegenteil – wer dem Album genug Zeit gibt (die braucht es), wird feststellen, wie es nach und nach seine unheimliche Wirkung entfaltet. Im Grunde paßte diese Umgebung zu einer Lyrikerin vom Schlage Harveys fast besser. Nicht jeder indes wollte damals diesen Schritt mitgehen – die weltweiten Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorgänger betrugen (trotz begeisterter Kritiken) kaum die Hälfte… (1998/2021)