Rezension
Kleine Jazz-Besetzungen haben in Italien eine große Tradition, das weiß man seit Chet Baker. Big Band-Jazz gab es allerdings kaum, und schon deswegen war die Gründung der Italian Big Band durch Marco Renzi im Jahre 1993 bemerkenswert. Noch interessanter aber war das Konzept, nämlich das klassische Swing-Repertoire von Miller, Goodman und Konsorten (das die Band teilweise in den Original-Arrangements spielt!) aufzubrechen durch Swing-Adaptionen italienischer Klassiker, die in solchen Bearbeitungen schon deutlich anders wirken. Der Groove, den das 20-köpfige Ensemble entfesselt, ist vom ersten Moment an ansteckend und läßt eventuelle Skeptiker und Big Band-Muffel sofort verstummen. – Von der musikalischen Qualität ganz abgesehen, dürfte dies eine der bestklingendsten Big Band-Aufnahmen der Tonträgergeschichte sein: Absolute Bestnoten für Dynamik, Details, Klangfarben und Bühnenabbildung! Tatsächlich ist dies vermutlich eine der wenigen Aufnahmen, die eine Big Band so abbilden, wie sie tatsächlich klingt, nämlich nicht nachträglich im Studio abgemischt, sondern als vollständiger Klangkörper im Raum dargestellt. Das klingt zunächst ungewöhnlich – das puristische Konzept überzeugt aber schnell! (2011/2023)