Rezension

Man kann sofort nachvollziehen, daß man diese Band bereits 2004 zur „Best New Bluegrass Band“ gewählt hat – und das nicht ihre einzige Auszeichnung blieb. Sänger/Gitarrist Dave Wilson tat sich 1999 mit zwei Fans (John Teer/Mandoline und Fiddle sowie Banjopicker Chandler Holt) seiner ehemaligen Band Stillhouse und dem Pedal Steel-As (der auch den Kontrabaß beherrscht) Greg Reading zusammen; seither spielen Chatham County Line in unveränderter Besetzung – und werden immer besser. Wie andere Zeitgenossen, etwa die Avett Brothers, entwickeln sie den Bluegrass weiter, jedoch auf eigene Art: CCL klingen viel traditioneller als die Avetts, beschränken sich auch ganz auf das althergebrachte Instrumentarium. Das Geheimnis ist das Songwriting. Dave Wilson ist ein Meister darin; beinahe jeder Song auf diesem vierten Bandwerk hat das Zeug zum Standard. Wobei es Wilson gelingt, Songs zu erschaffen, die zur Genretradition passen, ohne sich von ihr gefangennehmen zu lassen: Die letzten Jahrzehnte Popmusik sind hier kunstvoll verarbeitet. Der Opener „Chip Of A Star“ etwa: Der ließe sich mit anderem Arrangement ganz gut auf einer der großen R.E.M.-Alben verorten und hätte auch da zu den Ersten gezählt. Derartige Experimente kann der fantasievolle Hörer hier etliche durchführen. Und wer weiß, wer (und in welchem Kontext) diese Songs dereinst alles covern wird. Schwer vorstellbar jedenfalls, daß diese phantastischen Lieder unbemerkt bleiben sollten… – Die CD erschien bereits 2008, endlich wird Vinyl nachgereicht. In ausgezeichneter Qualität übrigens! (2008/2011)