Rezension
Mit ihrer Band, den Alabama Shakes, hätte Brittany Howard dieses Album niemals aufnehmen können. Nicht nur aufgrund des persönlichen, ja privaten Charakters dieser Songs: „Jaime“ ist benannt nach Howards in ihrer Kindheit verstorbenen Schwester, die Texte sind dementsprechend autobiographisch zu verstehen. Auch musikalisch hätten diese Songs nicht gepaßt, denn Howard fächert hier ein gewaltiges Stilspektrum auf – von Gospel und Folk über Motown und Southern Rock (bis dahin noch Shakes-kompatibel) bis in die Gegenwart, Samples, Synths und Breakbeats inklusive. Verblüffend dabei ist, wie „rootsy“ auch gerade solche Songs klingen! Kontrastiert werden sie (diesbezüglicher Höhepunkt: „13 Century Metal“ mit Robert Glasper an den Keyboards!) etwa von einer Akustik-Sternstunde wie „Short And Sweet“, so minimalistisch wie ausdrucksstark. Überhaupt ist es Howards Stimme, die dieses so emotionale wie vielfältige Album zusammenhält: Daß sie eine sagenhafte Sängerin ist, ist bekannt. Was hier an Variabilität und Phrasierungskunst zu hören ist, ließ sich bislang nur erahnen. Dies ist eines der großen Soul-Alben unserer Zeit. (2019)