Rezension
Auf früheren Ausgaben dieses absolut essentiellen Bop-Dokuments war neben Dizzy Gillespie, Bud Powell, Charles Mingus und Max Roach der Name eines Krimi-Fans nicht unbekannten Chinesen zu lesen. Wer dieser „Charlie Chan“ war, ließ sich unschwer erraten, aber Mr. Parker durfte aus vertragsrechtlichen Gründen eben nicht genannt werden. Nicht die einzige Kuriosität im Zusammenhang mit dieser Sternstunde: Bird, notorisch pleite, kam ohne Instrument zum Konzert (wahrscheinlich hatte er’s mal wieder versetzt) und lieh sich ein Plastiksaxophon der britischen Firma Grafton. Was er da herausholte, war dann aber doch ziemlich atemberaubend (das Originalinstrument wurde dann Jahrzehnte später bei Christie’s in London für 93.000 Pfund versteigert). An jenem denkwürdigen Abend des 15. Mai 1953 war die 2500 Zuhörer fassende Konzerthalle in Toronto nicht etwa überbelegt, sondern gerade mal zu einem Viertel besetzt. Mehr Menschen hatte der Veranstalter nicht auf die Beine bringen können. Die etwa 600, die dabei waren, waren immerhin hörbar begeistert. Und Charles Mingus machte gottlob eine Aufnahme davon! Deren klangliche Schwächen sind natürlich auch auf dieser Edition zu hören; wer sich dran stört, verpaßt nichts weniger als einen der bedeutendsten Momente der Jazz-Geschichte. Man könnte sich da stundenlang in Details verlieren… – Reissue mit alternativem Artwork, gelbes Vinyl. (1954/2020)