Rezension
Bemerkenswert ist diese Session vom Februar 1958 schon deswegen, weil sie drei Viertel des ursprünglichen Modern Jazz Quartet wieder zusammenbringt – Ur-Drummer Kenny Clarke war ja bereits 1956 nach Paris ausgewandert. Eine leichte Verschiebung allerdings ist anzumerken – ein Vibraphon kommt nämlich nicht vor; Milt Jackson sitzt am Klavier! Vierter im Bunde ist der französisch-amerikanische Saxophonist Barney Wilen, neben dem Belgier Bobby Jaspar der wohl bedeutendste Bläser im Paris der Ära. Die Session stand unter einem besonderen Motto: Es sollten nämlich nur Songs zweier Musik-Legenden gespielt werden, Django Reinhardt und Charles Trenet. Das Problem war nur, daß die Amerikaner diese Stücke überwiegend noch nie gehört hatten – und so fand am Tag vor der Aufnahme erst einmal eine Hör-Session mit alten 78er-Platten statt. Was offenbar ausreichende Vorbereitung war, denn die Versionen von u.a. „Swing 39“, „Menilmontant“, „Nuages“ oder „La Route Enchantée“ sind so inspiriert wie originär. Zwei eigene Nummern nahm die Band dann auch noch auf, Milt Jacksons an Ort und Stelle entstandener „Bag’s Barney Blues“ und „Epistrophy“, das Clarke gemeinsam mit Thelonious Monk geschrieben hatte. Nur auf der französischen Philips-Dependance erschienen, taucht das Album übrigens in den meisten Diskographien nicht auf und wurde weitestgehend vergessen. Sehr zu Unrecht, wie man hier hören kann…! – Liebevolle und klanglich exzellente Faksimile-Wiederauflage. (1958/2014, Pressung aktuell)