Rezension
Nach ihrem preisgekrönten Debüt „Dem Ones“ schlugen Binker Golding und Moses Boyd das nächste Kapitel auf: „Journey“, eingespielt in alter Jazztradition in nur zwei Tagen, live im Studio und direkt auf analoges Band, ist atemberaubend, funky, visionär – und erinnert diesbezüglich nicht nur an legendäre Coltrane-Großtaten (oder, wie in „Fete By The River“, auch mal an Sonny Rollins!), sondern vor allem auch an Kamasi Washingtons „The Epic“, nur mit sehr viel geringeren Mitteln. In der ersten Hälfte des Konzept-Doppelalbums bleiben sie noch alleine und loten die Möglichkeiten der auf Tenorsax und Schlagzeug reduzierten Kleinstbesetzung weiter aus (sie scheinen unendlich zu sein). Auf LP zwei wird das strenge Duo-Prinzip dann aufgelöst – mit verschiedenen Gästen, etwa Free Jazz-Legende Evan Parker, Trompeter Byron Wallen und der Harfenistin Tori Handsley, die jeder für sich den Sound des Duos entscheidend beeinflussen. Schon aufgrund von Boyds aus allen Quellen schöpfendem Schlagzeugspiel hat das mit der Gegenwart aus Hip Hop und Grime ebensoviel zu tun wie mit der Avantgarde der frühen 60er oder der Deep Jazz-Szene um 1970: Progressive Jazz, der Hörgewohnheiten erweitern will. Und sich dabei noch nicht mal elektronischer Mittel bedienen muß. – Ausgabe für den japanischen Markt mit Obi. (2017, Pressung aktuell)