Rezension
Es ist eine dieser Platten, über die man Bücher schreiben möchte: Über “Cry Me A River”, den Song, den Arthur Hamilton eigentlich für Ella Fitzgerald geschrieben hatte und den dann seine frühere Highschool-Freundin Julie London übernahm und zu einem der größten Momente amerikanischer Gesangskultur machte; über Barney Kessel und Ray Leatherwood, die mit ganz leiser Gitarre-Bass-Begleitung die exakt passende Dämmerlicht-Umgebung für die Sängerin schufen; selbstverständlich über das legendäre Albumcover des Photographen Phil Howard; Endprodukt einer mehrtägigen Session und für die Kunst der Schallplattenhülle so etwas wie die Mona Lisa. Kein Lächeln freilich, aber ein Blick… Zum großen Erfolg der LP trug das jedenfalls nicht weniger bei als die Stimme. Eine Stimme, die die Versprechungen besagten Porträts in jeder Hinsicht erfüllt: So verführerisch wie cool, erfahren (definitiv kein unschuldiges Highschool-Girl!), souverän. Der oben erwähnte Einstiegs-Song würde reichen für Sternstunden-Status, aber die anderen zwölf Aufnahmen (darunter Songs mit wirklich reichlich Konkurrenz-Versionen wie “I’m In The Mood For Love”, “Say It Isn’t So”, “‘S Wonderful”, “No Moon At All” oder “Gone With The Wind”) halten das Niveau mühelos. Eines der großen Kunstwerke der amerikanischen Musikgeschichte. – Die Neuausgabe des auch in klanglicher Hinischt mit Recht legendären Albums wurde von Bernie Grundman in puristischer Röhrentechnik gemastert! (1955/2019, Pressung aktuell)