Rezension
Will Oldhams Produktivität mag den einen oder anderen Hörer dazu verleiten, auf das eine oder andere Album zu verzichten, aber man verpaßt dann eigentlich immer etwas Wesentliches. Diesmal sogar ganz besonders, denn das in hörbar intimer Atmosphäre mit lokalen Musikern in Louisville aufgenommene „Keeping Secrets Will Destroy You“ zählt zu den berührendsten und schönsten Werken der langen Diskographie. Es ist ein sanfter Aufruf zum natürlichen Miteinander, zur direkten zwischenmenschlichen Kommunikation als Gegenentwurf zur Pseudo-Interaktion der sozialen Medien, und es klingt auch so: Unmittelbar, warm, lebendig. Ob Fiddle, Mandoline, Banjo oder auch mal ein Saxophon – jedes Instrument ist organischer Teil des Ganzen und wirkt dabei geradezu plastisch in seiner Präsenz – offenbar hat Oldham bei den Aufnahmen tatsächlich konsequent auf jedes Overdubbing oder sonstige Nachbearbeitung verzichtet, und der Hörer fühlt sich, als sei er im Raum mit den Musikern. Und der Mann, der einst vornehmlich die Dunkelheit besang, schenkt uns hier Songs voller Licht und Wärme. (2023)