Rezension
Schon lange hatte der eigenwillige Pianist aufgehört, Konzerte zu spielen und sich ganz dem Solo-Recital verschrieben (das Studio als Aufnahmeort lehnt er ja ohnedies ab), als 2017 diese Kombination zweier sehr unterschiedlicher Auftritte von 2005 und 1995 veröffentlicht wurde; der Repertoirewert dieser Dokumente ist also immens – live wird man diese Werke wohl nie wieder von Grigory Sokolov hören. Die Mozart-Aufnahme allein wäre im Grunde Argument genug – Sokolovs Artikulation ist unfehlbar, und vor allem im Adagio-Satz (den Trevor Pinnock so langsam nimmt, daß man schon Mitleid mit den Holzbläsern seines Orchesters bekommt) ist sein Spiel kaum noch von dieser Welt. Doch ist es der Mitschnitt des 1995er BBC-Proms-Konzertes, der von den Jüngern des Klaviergottes weit mehr ersehnt wurde: Das hier dokumentierte „Rach 3“ genoß seit seiner Ausstrahlung den Ruf eines wahren Heiligtums, und sicherlich nicht zu Unrecht. Seit den Tagen des Komponisten selbst hat man diesen Monolithen der Klavierliteratur nur seltenst mit solcher pianistischen Eleganz gehört, als würden die immensen technischen Schwierigkeiten überhaupt nicht existieren, und dabei von solcher Gestaltungskraft und Durchdringung der Partitur. – Erstmals auf Vinyl. (2017/2023)