Rezension
Eine einzige Referenzaufnahme von einem bestimmten Werk gibt es in der ganzen „klassischen“ Musik nur selten, bei Brahms ist es schlicht unmöglich. Doch gibt es einige, von denen man sagen kann, daß man es nicht besser machen kann, nur anders. Die 1972er Aufnahme beider Klavierkonzerte mit Emil Gilels und den von Eugen Jochum geleiteten Berlinern zählt dazu. Es gibt einige davor und danach, die durchaus konkurrenzfähig sind, unter anderem auch Gilels‘ eigene frühere Aufnahme mit Fritz Reiner des zweiten Konzertes, die stürmischer ist und vielleicht mitreißender, nicht aber tiefer. Das Ausdrucksspektrum ist hier von seltener Breite, in den lyrischen Passagen kann Gilels den Flügel zart singen lassen, während die episch-heroischen Momente (etwa im Kopfsatz des ersten Konzertes) das Bild eines Viermasters unter vollen Segeln evozieren. Daß diese sagenhafte Aufnahme endlich die ihr angemessene klangliche Behandlung erfährt, ist fürwahr überfällig… (1972/2024)