Ludwig van Beethoven

Klaviersonaten Nr. Nr. 12 & 23 “Appassionata”

Weitere Interpreten:  Nicolas van Poucke, Klavier
Label/AN:  Night Dreamer, ND011
Format:  LP 180g, direct-to-disc

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Rezension

Das gibt es nicht oft: Hauptwerke der Klavierliteratur von einem herausragenden Pianisten, aufgenommen in Direktschnitt-Technik. Was bekanntlich bedeutet: Keine Schnitte – ein falscher Ton im Finale und die ganze Aufnahme ist für die Katz. Man benötigt Nerven aus Stahl für solch ein Unterfangen. Nicolas van Poucke aber faszinierte die Herausforderung und stellte sich ihr mit Bravour. Sozusagen zum Aufwärmen spielte er erst die zwölfte Sonate op. 26 ein, die letzte der “frühen” Sonaten (sie entstand etwa zeitgleich mit der ersten Symphonie, 1800/01). Bereits hier spürt man die Unmittelbarkeit, vor allem aber hört man, daß van Poucke einiges zum Thema Beethoven zu sagen hat: Der Druck der besonderen Aufnahmesituation scheint kaum eine Rolle zu spielen, hier wird der Notentext durchdrungen, es ist dieselbe gestalterische Meisterschaft, die man auf der unlängst hier vorgestellten Schumann-LP auf dem TRPTK-Label erfahren durfte. Sie wird freilich noch deutlicher in der umseitigen “Appassionata”, jenem pianistischen Minenfeld – hier in einer Interpretation, die man nur als “mitreißend” bezeichnen kann – es gibt etliche Passagen in dieser Aufnahme, in denen man buchstäblich den Atem anhält. Da sind hochdelikate Piano-Passagen, dann wieder mächtiger Donner, wie es ihn vor Beethoven auf dem Klavier nicht gab; van Pouckes Umgang mit der extremen dynamischen Bandbreite des Werkes ist bemerkenswert. Man darf seinen Beethoven durchaus neben die großen Einspielungen stellen. Vorweggeschickt für Hörer mit Erbsenzähler-Ohren: Ja, man findet Fehler. Findet man bei Aufnahmen, bei denen wenig geschnitten wurde (innerhalb eines Satzes möglichst gar nicht) allerdings praktisch immer, auch bei den größten Kollegen; als berühmte Beispiele seien etwa Artur Schnabels legendäre 1930er Aufnahme genannt (er machte wesentlich mehr) oder Emil Gilels. Dort wie hier macht die musikalische Qualität sie vollkommen irrelevant. Hut ab vor dieser Leistung! (2022)