Rezension
Benannt nach dem 1966 eingeführten afroamerikanischen Fest Kwanzaa, ist dieses Album (bestehend aus vier verschiedenen Sessions der Jahre 1968/69, aber erst 1974 veröffentlicht) eine ausgesprochen ausgelassene Angelegenheit. Die ernste Wut, die in anderen Shepp-Alben der Zeit hörbar ist, findet hier nicht statt; doch sind diese Tracks als selbstbewußte Feier der eigenen Identität nicht weniger politisch engagiert. Blues, Gospel, der Ur-Jazz der Marching Bands spielen entsprechende Rollen, Soul ebenso: Der Opener „Back Back“ zeigt Shepp von seiner funkigsten Seite, man stelle sich völlig von der Leine gelassene JB’s vor. Das freie „New Africa“ ist der Musik, die man von Shepp aus jener Zeit kennt, sicherlich am nächsten, die freudenvolle Stimmung ist aber auch hier spürbar. Die Besetzungen variieren, zu hören sind u.a. die Saxophonisten James Spaulding, Charles Davis und Cecil Payne, Posaunist Graham Moncur III, die Trompeter Woody Shaw und Jimmy Owens, am Bass etwa Walter Booker oder Wilbur Ware, am Schlagzeug Beaver Harris, Joe Chambers oder Bernard „Pretty“ Purdie. Groovebetonter als hier zeigte sich die Jazz-Avantgarde selten! (1974/2023)