Rezension
Wie bitte? Doch, genau. Elektronische Musik aus dem Niger, aufgenommen im Jahre 1970. Nicht eben das, was so unter das gängige Weltmusik-Klischee fällt. Der Schöpfer dieser vermutlich einzigartigen Musik ist ein Mensch namens Mamman Sani Abdoulayé, dessen Interesse an den Erzeugnissen westlicher (und anderer) Kulturen zunächst durch den Beruf seines Vaters als Bibliothekar im American Cultural Center in der Hauptstadt Naimey geweckt wurde, und der durch seine Tätigkeit als Unesco-Botschafter dann tatsächlich nach Europa und Japan reisen konnte – wo er gebraucht eine elektronische Orgel erstand. Auf dieses Instrument übertrug er dann die Musik seiner Heimat, und das Ergebnis ist tatsächlich mit kaum etwas vergleichbar, aber definitiv hypnotisch, um nicht zu sagen psychedelisch. Etwa 100 Musikkassetten wurden damals von diesem Album angefertigt, die Sani vermutlich im Freundeskreis verteilte. Daß diese Musik heute wieder gehört werden kann, erstmals überhaupt international veröffentlicht wird, grenzt an ein Wunder; reiner Zufall spielte den Weltmusik-Archäologen des Sahel Sounds-Label eine Kopie des Albums in die Hand. Wer es hört, wird schnell feststellen, daß dies nicht nur eines der seltsamsten, sondern auch eines der faszinierendsten Zeugnisse afrikanischer Musik jener Ära ist… (1970/2019)