Labyrinthitis

Label/AN:   Music On Vinyl,
Format:  LP, LP 180g

Rezension

Ungeachtet der Tatsache, daß Dan Bejar natürlich auch als Lyriker zu den größten Talenten der zeitgenössischen Songwriter-Welt zählt, wollen wir uns hier nur mit der Musik an sich befassen. Denn wie diese zehn Songs komponiert und arrangiert sind, ist schlicht überwältigend. Basierend auf dem Post Punk und Synth Pop der 80er, bedient sich Bejar zwar bei den Vorbildern (New Order etwa), geht aber deutlich über das Nachempfinden von deren Sound-Ästhetik hinaus, denkt Ansätze weiter (viel weiter!), verknüpft sie mit psychedelischen Ansätzen, mit Prog und Avantgarde. Trocken-funkige Gitarren stehen neben finsteren Synth-Flächen, die Sound-Architektur ist oft geradezu atemberaubend, bei aller Dichte aber doch nie überladen. Man wird noch nach vielen Spins neue Details entdecken, in den kantigeren Math Rock-artigen Songs ebenso wie in den hochmelodischen (“All My Pretty Dresses” wäre 1985 sicher ein großer Hit gewesen). Ganz am Schluß schließt Bejar den Kreis zu seinem Frühwerk und begleitet “The Last Song” nur mit einer einzelnen verhallt-schrammeligen Stromgitarre. Spätestens da kommt man dann übrigens doch nicht umhin, das zu tun, was man schon die ganze Zeit hätte tun sollen, nämlich auf die Texte zu achten. Bejar zählt nämlich – – aber ich glaube, das sagte ich schon… (2022)