Ihre ersten beiden Alben waren ein Versprechen. Hier erfüllt es sich: Man kann auf diesem zu Recht schlicht selbstbetitelten Werk buchstäblich mitansehen, wie sich das gewaltige Talent der Londonerin entfaltet. „Bittersweet“ ist ein Einstand, der umgehend nach mehr verlangt; was folgt, ist eine faszinierende Reise durch Soul-, Songwriter-Folk-, an Radiohead (unabhängig davon, daß sie deren „Weird Fishes“ covert!) gemahnende Art Rock-, Jazz- und noch etliche weitere Gefilde; die Landschaft ändert sich dabei oft so unmerklich wie vollständig: Beim ersten Hören ist manch ein Eindruck schon wieder vorbei, kaum daß man ihn wahrgenommen hätte. Dabei fühlt sich das Album keineswegs wie ein buntes Mosaik an, erst recht nicht wie willkürliches Stückwerk, vielmehr bezaubert es durch seinen selbstverständlichen Flow. Eine der besten Sängerinnen Britanniens war sie schon zuvor; mit diesem Album darf man sie auch zu den spannendsten Künstlerpersönlichkeiten zählen. (2020)