Rezension
Im Jahre 1962 hatte ein junges Broadway-Talent, gerade 20, ein Engagement im Greenwich Village-Club The Bon Soir. Die junge Frau hatte gerade das große Los gezogen und bei einem der renommiertesten Plattenlabel des Landes, Columbia Records, unterschrieben, und die Verantwortlichen erwogen, die Diskographie ihres neuen Stars (davon waren sie mit Recht überzeugt) mit einem Live-Album beginnen zu lassen, denn was Barbra Streisand da zu sparsamer Quartett-Begleitung auf der Bühne, offenbar ihr natürliches Habitat, veranstaltete, war Stadtgespräch. Wie man weiß, trauten sie sich dann doch nicht, angeblich waren sie mit der Akustik des Ortes unzufrieden, stattdessen produzierten sie das Debüt im Studio mit fluffigen Arrangements von Peter Matz, und der Erfolg des resultierenden „Barbra Streisand Album“ übertraf dann ja auch alle Erwartungen. Die wunderbare Live-Aufnahme indes war archiviert worden – und wurde erst sechzig Jahre später entstaubt. Es ist ein wunderbares Dokument, ein Zeitfenster zum Beginn einer Weltkarriere, und die junge Streisand nicht nur großartig singen, sondern auch herrlich auf der Bühne herumalbern zu hören, ist unwiderstehlich. Impex sorgte nun für eine klanglich optimierte Vinyl-Edition dieser Geburtsstunde einer Ikone! (2022, rec. 1962/2023)