Rezension
Erstmals ist der Phronesis-Pianist, der vermutlich der unter Kollegen begehrteste Klavierspieler seiner Generation ist, hier ganz alleine zu hören. Am 26. Oktober 2020 fand diese Solo-Piano-Darbietung in der Turner Sims Music Hall in Southampton statt – es war offenbar ein magischer Abend. Neame spielte dabei – auch das ein Novum – nicht nur eigene Kompositionen, sondern zwei (“Strange Meeting” und “Rag”) des von ihm hochgeschätzten Bill Frisell, einen Standard (“I Got It Bad”) – und einen David Bowie-Song (“Soul Love”), was er lapidar damit begründet, daß er das Riff liebe. Doch im Grunde ist das Ausgangsmaterial beinahe unerheblich – es ist die Art, wie Neame es entwickelt, fortführt, darüber fantasiert, die begeistert und verzaubert. Bislang blieb dieses Konzert einzigartig, Neames stets überfülltem Terminkalender geschuldet, aber man würde sich von diesem Meister gerne noch eine Menge weiterer Solo-Werke anhören. Mit diesem Album jedenfalls begegnet Neame dem Kollegen Jarrett absolut auf Augenhöhe. (2023)