Rezension
Klar, als Ex-Beatle kann man sich seine Musiker aussuchen. Der oft unterschätzte Nachfolger zum Meisterwerk „All Things Must Pass“ wurde mit Koryphäen wie Nicky Hopkins, Gary Wright, Klaus Voorman, Jim Keltner, Ringo Starr und Zakir Hussein eingespielt. Gitarre allerdings spielt hier nur einer, und zwar Rhythmus wie Lead, akustisch wie elektrisch. Es gibt wahrscheinlich auch kein anderes George Harrison-Album, auf dem so deutlich wird, was für ein Gitarrist der Mensch war – auf Beatles-LPs, selbst auf den späten, konnte man das allenfalls ahnen. Ein unglaubliches Gefühl für Proportion (Harrison hat wahrscheinlich nie einen Ton zuviel gespielt), für den perfekten Lick zur richtigen Zeit. Und gleichzeitig ein perfekter Rhythmiker. Die Songs hier zählen übrigens durchaus zu seinen besten; auch hier darf man sich von den extrem religiösen Titeln nicht verunsichern lassen (wie es die meisten Kritiker bei Erscheinen der Platte taten). „Give Me Love (Give Me Peace On Earth)“ oder „The Lord Loves The One (That Loves The Lord)“ sind ganz großes Songwriting! – Die verspätete 50th Anniversary Edition wurde komplett neu abgemischt. Es gibt sie als Einzel-LP, erweitert um eine zweite mit immerhin zwölf Alternate Takes und als Super Deluxe-Box, die das Gesamtprogramm auf Vinyl, CD und Blu-ray enthält, zudem auf 7″ die Originalversion von „Sunshine Life For Me (Sail Away Raymond)“, den Harrison für Ringos drittes Soloalbum geschrieben hatte, in der Originalaufnahme mit Harrisons Gesang. Außerdem liegt ein sechzigseitiges Hardcoverbuch bei. (1973/2024)