Rezension

Gerade beim japanischen Jazz darf man in bezug auf Fusion aus den 80ern mit gutem Grund vorsichtig sein, da gibt es eine Menge zwar hochvirtuoses, doch lebloses und viel zu glatt produziertes Material. Das mit einigen der besten Musiker der japanischen Szene (aus mehreren Generationen) 1984 aufgenommene „Locus“ allerdings ist eine ruhmreiche Ausnahme und unbedingt wert, im Rahmen der exzellenten „J Jazz“-Reihe des BBE-Labels wiederveröffentlicht zu werden. Mit dabei sind Bass-Legende Hideto Kanai, Trompeter Shinobu Fujimoto, Gitarrist Kazumasa Akiyama sowie Jun Fukamachi an den Tasten. Der geniale Drummer und Bandleader läßt sich zudem von zwei weiteren Perkussionisten (Tatsuji Yokoyama, Yuji Sakai) unterstützen. Die vier langen Tracks des Albums sind nicht nur hochspannend, sondern auch ausgesprochen originär, so daß sich Vergleiche mit „westlichen“ Meilensteinen der Gattung kaum anbieten: Eine Sternstunde von ganz eigenem Stellenwert, die jedem Klischee (siehe oben) zuwiderläuft. Allein für das wunderbare „Ballad“ schon ein Muß. (1984/2023)