Rezension

Eine ungewöhnliche Karriere: Mitten im Leben stehend, als Lehrer arbeitend, kaufte der Kanadier sich anno 1998 eine Gitarre, lernte sie spielen, schmiß alles hin und begann 2002, nur vom Musikmachen zu leben. Zwei Jahre später erhielt er auf dem Calgary Folk Festival die erste von vielen folgenden Auszeichnungen. Inzwischen ist Hannam beim siebten Album angekommen – die ersten sechs sind leider bislang alle nicht auf Vinyl erschienen, weswegen der Mann und seine Songs auf diesen Seiten bislang nicht vertreten war. Was sich nun glücklicherweise ändert, denn Hannam schreibt Songs, die in ihrer Direktheit sofort berühren, deren Inhalte jeder nachvollziehen kann und die man schon beim ersten Hören als vertraut empfindet – beim zweiten summt man schon mit. Schon der eröffnende Titelsong hat die Ausstrahlung eines alten Freundes, es kommen aber tatsächlich noch sehr viel bessere, „Wonderful Things“ etwa oder „Beautiful Mess“, letzteres mit grandiosem Arrangement mit Pedal Steel und Fiddle sowie Kollegin Shaela Miller als Duett-Partnerin. Die Band verdient hier sowieso nähere Betrachtung und Erwähnung; sie besteht u.a. aus Saiten-Meister Steve Dawson, Chris Gestrin an Klavier und Orgel (Hammond B-3!) sowie dem regelmäßigen John Prine-Partner Fats Kaplin an Mandoline, Banjo, Fiddle und Akkordeon. Eine solche Mannschaft in Verbindung mit einem wirklich großen Songwriter muß wohl eine Americana-Sternstunde ergeben. Um nichts anderes handelt es sich hier. (2021)