Rezension

Die Jazzeinflüsse auf „Caravanserai“ hatten die Santana-Fans bereits verstört – und dann dies: Ein Gemeinschaftsalbum mit dem Miles Davis-Gitarristen und Mahavishnu Orchestra-Chef John McLaughlin, das zum Warmwerden gleich mal mit zwei Coltrane-Nummern („A Love Supreme“ und „Naima“) einsteigt. Und mit den beiden folgenden langen Jams wurde es auch nicht besser: Nix Latin Rock-Party. Doch was des einen Uhl, ist bekanntlich des anderen Nachtigall, und nicht wenige halten dieses tief spirituelle Werk für die bis heute beste Arbeit, an der Carlos Santana beteiligt war. Tatsächlich ist dieses Zusammentreffen zweier stilistisch vollkommen unterschiedlicher Gitarristen einer der ganz großen Gipfelpunkte des Jazz Rock! Zu verdanken ist das zu einem großen Teil dem genialen Organisten Larry Young, der hier als Kommunikator und Angelpunkt zwischen den beiden Charakteren fungiert, sehr schön nachvollziehbar etwa in „The Life Divine“. Rhythmus-Freaks kommen auch nicht zu kurz: Mike Shrieve, Don Alias, Billy Cobham und Jan Hammer (!) sind am Schlagzeug zu hören, Armando Peraza spielt Congas, James „Mingo“ Lewis zusätzliche Percussion. Die Inspirationsquelle, der Guru Sri Chimnoy, mag heute etwas kritischer betrachtet werden – an der überragenden Qualität der Musik auf diesem Album ändert das nichts. (1973/2024)