Rezension
Die populärste und schwächste Version des Titelsongs stammt von Nazareth. Was der Boudleaux Bryant-Klassiker kann, zeigt Julian Lage in einer nachgerade kammermusikalischen Instrumental-Version für elektrische Gitarre, Bass und Schlagzeug: Kein Pathos, nur reine Schönheit. Von solchen Perlen finden sich noch etliche mehr auf seinem bereits dritten Album für das Mack Avenue-Label in Trio-Besetzung – von ganz unterschiedlichen Komponisten: Peter Ivers „In Heaven“ eröffnet lyrisch, es folgt eine quecksilbrige Version von Ornette Colemans „Tomorrow Is The Question“, und spätestens hier möchte man dieses Album nicht mehr missen. Wobei es ja gerade erst angefangen hat. Da kommen etwa noch zwei ganz wunderbare Keith Jarrett-Nummern („The Windup“ und „Encore (A)“), Jimmy Giuffres „Trudgin'“ – und am Schluß wird Roy Orbison geehrt, und was Lage mit „Crying“ macht, ist mindestens genauso großartig wie seine Behandlung des Titelstücks… Ein wunderbarer Musiker, immer wieder! (2019)