Rezension

Callas-Enthusiasten ist diese immer wieder gebootlegte 1955er Aufnahme natürlich vertraut, handelt es sich doch um einen der strahlendsten Momente der Primadonna Assoluta, deren gesangliche Leistung hier nur noch als übermenschlich bezeichnet werden kann – dabei erinnerte sich die Sängerin später, nach der Aufführung in Tränen ausgebrochen zu sein, weil sie dachte, weit unter ihren Ambitionen geblieben zu sein. Eine Ansicht, die sie dann allerdings selbst revidierte, nachdem sie die Aufnahme gehört hatte. Tatsächlich bleibt einem schon bei ihrer ersten Arie der Mund offen stehen (die Publikumsreaktionen sind entsprechend), und was im berühmten Sextett (das Karajan direkt wiederholen ließ, ohne das vorher abgesprochen zu haben – die Diva hätte ihn dafür am liebsten gefressen) und erst recht in der Wahnsinns-Szene (bekanntlich von niemandem jemals wieder vergleichbar gestaltet) geschieht, entzieht sich jeder Beschreibung. Anders als all die anderen halb- oder illegalen Ausgaben bislang stammt diese Edition von den Original-Masterbändern aus dem Berliner Rundfunkarchiv (die aufgrund ihres Alters natürlich einer aufwendigen Restaurierung unterzogen werden mußten). Das Ergebnis ist schlicht stupend – und das in der Erstauflage auf 5000 Stück limitierte Drei-LP-Set somit in jeder Beziehung wohl eine der großartigsten Opern-Veröffentlichungen der Schallplattengeschichte. Ohne jede Übertreibung. (2023, rec. 1955)