Rezension
Erstens: David Gilmour gehört zu den ganz großen Charakter-Gitarristen der vergangenen 100 Jahre. Zweitens: Das Songwriting-Genie bei Pink Floyd war (nach Syd Barrett) Roger Waters, was immer man heute von ihm halten mag. Das vorausgeschickt, kann man konstatieren, daß dieses Spätwerk zu Gilmours besten Arbeiten gehört. Zwei Dinge hat er richtig gemacht: Er hat die Texte von seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Polly Samson, schreiben lassen – und er entschied sich für einen vergleichsweise jungen Produzenten: Charlie Andrew ist bekannt für seine Arbeiten für etwa Alt-J, Bloc Party und London Grammar. Dem gelang es tatsächlich, das Album frisch, aber nicht gewollt modernistisch klingen zu lassen. Natürlich sind eine Menge Gilmour-Klischees darauf. Aber die sind erstens gut eingebunden, zweitens liebt man die ja auch. An schwelgerischen Gitarrensoli fehlt es jedenfalls nicht. Besondere Sympathiepunkte verdient das Cover des Montgolfier Brothers-Songs „Between Two Points“, ganz phantastisch gesungen von Gilmours Tochter Romany. Unterm Strich darf man dieses Album getrost zu den besten Arbeiten irgendeines Floyd-Mitglieds (und der Rumpf-Band selbst) seit „The Final Cut“ zählen. Das ist eine sehr schöne Überraschung. – Die Deluxe-Ausgabe enthält fünf Bonustracks auf der zweiten LP, das komplette Programm auf Blu-ray Audio und ein Hardcover-Buch. (2024)