Rezension

Selbst für Maßstäbe des skandinavischen Jazz ist dies ein seltsames Album. Der norwegische Drummer und Komponist Thomas Strønen (sonst durchaus auch elektronischen Ausdrucksmöglichkeiten zugetan) arbeitet hier abermals mit rein akustischen Mitteln, aber konventionell ist diese Musik sicherlich nicht. Neben der japanischen Pianistin Ayumi Tanaka besteht das Quintett aus Geiger Håkon Aase, der britischen Cellistin Lucy Railton und Kontrabassist Ole Morten Vågan; von einer Nähe zur klassischen Kammermusik darf man also getrost ausgehen. Tatsächlich handelt es sich zwar um weitgehend improvisierte Musik, aber der Terminus „Jazz“ will einem hier eigentlich nicht über die Lippen kommen. Auch Strønens Schlagzeugspiel ist in keiner Weise groovebetont, sondern bereichert die Klangfarben des Klavier/Streicher-Ensembles. „Lucus“ ist dabei eigentlich nicht avantgardistisch, das Album verlangt vom Hörer kaum mehr, als daß er sich in aller Ruhe darauf einläßt; besondere Anstrengung ist nicht vonnöten. Dennoch klingt es neu, obwohl es sich sicherlich nicht um die erste Begegnung von Klassik und Jazz handelt. Wenn es das denn überhaupt ist: Im Grunde fehlt eine Bezeichnung dafür. (2018)