Rezension
Es lohnt sich, Nadine Sierras eigenen Begleittext zu lesen, in dem sie nicht nur ihre eigene musikalische Sozialisation schildert, sondern auch, warum sie für ihr zweites Recital-Album diese Szenen aus „La Traviata“, „Lucia di Lammamoor“ und „Roméo et Juliette“ auswählte und welche Frauenpersönlichkeiten in ihrer eigenen Familie deren Heldinnen für sie symbolisieren. Man kann aber natürlich auch erst einmal unvoreingenommen zuhören, Sierras sagenhafte Technik aufsaugen, ihre spektakulären, silbergleichen und scheinbar vollkommen mühelosen Höhen bewundern. Es erstaunt nicht, daß Nadine Sierra, inzwischen vom mit Preisen überschütteten Nachwuchstalent zur ausgereiften Künstlerpersönlichkeit geworden (sie ist nun Mitte 30), an den großen Opernhäusern der Welt von Neapel über München und Paris bis New York frenetisch gefeiert wird: Sie wurde ganz offensichtlich für die Oper geschaffen. (2023)