Rezension
Bereits das Debüt ließ aufhorchen. Böswillige Hörer fanden es überfrachtet, aber Genialität ließ sich der Mischung aus Merseybeat, Westcoast, Vaudeville und Psychedelia nicht absprechen. Allemal bewundernswert, zumal die Bandmitglieder da mit einer Ausnahme alle noch unter 20 waren. Nur ein Jahr später meldete sich die Band aus dem Küstenstädtchen Hoylake unweit von Liverpool zurück – mit einem ziemlich sagenhaften Meisterstück, dessen Raffinesse und Kenntnis der Popmusikgeschichte mit der Jugend seiner Schöpfer kaum in Einklang zu bringen war! Doch vielleicht war es gerade ihre Unbefangenheit, die The Coral das Kunststück gelingen ließ; der Mangel an negativer Business-Erfahrung, der fehlende Druck. Wie dem auch sei, für „Magic And Medicine“ hatten sie ihre Einflüsse kanalisiert. Das klingt sehr viel ausgewogener als das Debüt, die Frische aber ist dieselbe. Die Searchers, die mittleren Kinks, die Beau Brummels: Das sind die Bands, deren Geister hier allgegenwärtig sind. Wobei The Coral so klingen, als würden sie nicht zitieren, sondern als hätten sie diese Musik ebengerade selbst erfunden. Der Titel ist treffend: Medizin für die Ohren. Und magisch ist die Platte sowieso. Nach anderthalb Dekaden nicht weniger als bei Erscheinen. (2003/2017)