Friedrich Gulda

Message From G.

Label/AN:  Edel Triple A Series / MPS, 0300671MSW
Format:  6 LP 180g, Box

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Rezension

„3 Concerts by Friedrich Gulda“, so der lapidare Untertitel. Aber natürlich waren diese drei Konzerte, die der Wiener Ausnahmemusiker Mitte Oktober 1978 an drei aufeinanderfolgenden Abenden in seiner Heimatstadt gab, weit mehr: Ein Manifest, auch – obwohl Gulda bekanntlich noch gut zwei weitere Dekaden vergönnt waren – ein Testament. Den klassischen Konzertbetrieb hatte Gulda früh zu verachten gelernt und ihm konsequent den Rücken gekehrt, wiewohl er die Musik der Alten Meister ja abgöttisch liebte, nicht nur die seiner Idole Bach, Beethoven, Mozart und Debussy. An diesen Abenden, den ersten beiden zumindest, wandte er sich ihnen erstmalig seit Jahren wieder auf der Konzertbühne zu – um dem Publikum sein allumfassendes Musik- und Kulturverständnis zu vermitteln. Das er im übrigen in kurzen Ansprachen auch erläutert, dabei abenteuerliche, aber schlüssige Bögen von Bach zu Weltmusik und Jazz schlägt. Daß es keine Grenzen in der Musik geben sollte, weil diese unsinnig und unhistorisch sind, belegen die Gegenüberstellungen „klassischer“ Werke mit seinen eigenen Kompositionen (die nicht nur Jazz, arabische und fernöstliche Musik aufgreifen, sondern auch vor Rock nicht haltmachen) tatsächlich sehr eindrucksvoll; und immer wieder wird einem dabei auch bewußt, was für ein sagenhafter Pianist dieser Mensch war. Wobei er hier nicht nur Klavier spielt, sondern auch Clavichord (mit dem er u.a. ein absolut sagenhaftes „Italienisches Konzert“ aufführt) und zweimal sogar Blockflöte. Seine zweite Ehefrau Ursula Anders, Sängerin und Perkussionistin, begleitet ihn dann am dritten und außergewöhnlichsten Abend – einer Aufführung von Guldas Vertonung des „Westöstlichen Diwan“ unter dem Titel „Besuch vom alten G.“. Womit sich dann auch herausstellt, daß mit der Initiale des Albumtitels gar nicht der Pianist selbst gemeint ist, sondern ein ihm geistesverwandter aufklärerischer Geist und früher Kosmopolit mit den Lebensdaten 1749-1832… – Bei der Neuausgabe dieses einzigartigen Dokuments gab man sich alle erdenkliche Mühe. Verwendet wurden die MPS-Originalmasterbänder; für die LP-Seiten 2 und 6 sind diese allerdings verloren – da blieb nur der Weg über ein Vinyl-Original. Dennoch lobenswert, die Box in ihrer vollständigen Form zu belassen: Verzichtbar wäre hier kaum ein Ton… (1979/2016)

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