Rezension
Wenn Miles Davis und Gil Evans gemeinsam aufnahmen, kam immer ein Pflichtalbum dabei heraus. Das war im Mai 1957 aber noch keineswegs abzusehen, denn sie hatten seit den „Birth Of The Cool“-Sessions nicht zusammen gearbeitet – und obendrein war auch noch der Veröffentlichungstermin problematisch, weil Davis noch bei Prestige unter Vertrag stand. Aber bei Columbia glaubte man fest an Davis; man hatte ja auch schon ein Album mit ihm aufgenommen. Was hier nun entstand, war ein Meisterstück an Arrangierkunst, denn die 19köpfige Bigband mußte ja Luft für den Solisten lassen. Sie tut nicht nur das, sondern liefert Klangfarben, wie sie außer Gil Evans niemand einem Bläserensemble entlocken konnte – Pastelltöne, die an die kammermusikalischen Jazz-Visionen eines Jimmy Giuffre erinnern. Schon der Opener „Springsville“ ruft auch heute noch atemloses Staunen hervor. Oder die Kurt Weill-Ballade „The Ship“: Die Balance zwischen Davis und dem Evans-geleiteten Orchester ist stupend. Meilenweit voraus war dieses Dream-Team in der Tat: Der wortspielende Albumtitel versprach nicht zuviel. – Reissue mit dem Covermotiv der europäischen Originalpressung auf Fontana. (1957/2023)