Rezension
Hätte Mingus nur diese eine LP hinterlassen, er gehörte dennoch zu den Größten des Jazz. Ungeheuer vielschichtig und detailreich sind seine Kompositionen und Arrangements, dabei trotzdem strotzend vor Groove. Angefeuert wird das Album mit dem Gospel-infizierten „Better Get It In Yo‘ Soul“ in ungewöhnlichem, doch zwingendem 6/8-Takt, von da ab bleibt die Scheibe am Kochen, selbst in den Balladen (man höre die Spannung in „Goodbye Pork Pie Hat“!). Die Jazz-Säulenheiligen Jelly Roll Morton, Duke Ellington und Charlie Parker (allesamt erklärte Vorbilder des Bassisten) werden in „Jelly Roll“, „Open Letter To Duke“ und „Bird Calls“ geehrt; dafür bekommt der rassistische Gouverneur des Staates Arkansas, Orval Faubus, mit „Fables Of Faubus“ sein verdientes (Brat)fett ab. Es läßt sich kaum bestimmen, welches Mingus-Album nun das wichtigste ist (so wenig wie bei Miles Davis oder John Coltrane), aber dieses hier gehört definitiv zu den Kandidaten und gewährt möglicherweise den einfachsten Einstieg in die hochkomplexe Welt dieses genialen Musikers und Komponisten. Definitiv Grundausstattung! – Neuausgabe auf klarem 180g-Vinyl. (1959/2025)