Rezension
Mal wieder eine Vinylpremiere von Pure Pleasure: 1998 erschien der kaum weniger bedeutende Nachfolger zu Mingus’ Columbia-Labeldebüt „Mingus Ah Um“ erstmals auf CD in voller Länge (Columbia hatte nämlich dereinst fünf der neun ursprünglichen Stücke deutlich gekürzt!), hier nun – selbstredend rein analog gemastert – endlich auch in einem seriösen Tonträgerformat. „Mingus Dynasty“ setzte den kreativen Höhenflug des Vorgängers fort. In bis zu 10 Mann starken Besetzungen setzte Mingus sein Konzept einer afro-amerikanischen Musik um, die kaum weniger aufregend klingt als die ersten Schritte des Free Jazz – obwohl hier fast alles exakt ausnotiert ist. Mingus war bekanntlich den ‘klassischen’ Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts viel näher als irgendein anderer Jazzmusiker seiner Generation; seine Stücke sind hochkomplexe Kompositionen. Die Harmonien auf „Dynasty“ allein sollten genug Stoff für mehrere musiktheoretische Examensarbeiten hergeben. Dennoch: so kompliziert viele Stücke aufgebaut sind, der Groove bleibt nie auf der Strecke (was Mingus von den meisten seiner Nachfolger unterscheidet). – Großartiges Mastering; das Klappcover enthält sowohl den Originalkommentar wie den besagter 98er CD-Ausgabe; und der einzige Track der beiden November-59-Sessions, der nicht aufs Originalalbum kam („Strollin’“), ist auch noch angehängt! Eine Ausgabe von unschätzbarem Repertoirewert! (1960/2007)