Rezension
Seit über 30 Jahren hatte Brian Eno nicht mit seinem jüngeren Bruder Roger, seines Zeichens Pianist und Ambient-Komponist von durchaus eigenem Range, zusammengearbeitet. Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn die Wurzeln dieses Albums liegen im Jahre 2005. Seither schicken sich die Brüder immer wieder Ideen und Dateien, die der andere dann bearbeitet oder vervollständigt. Nun ist daraus also endlich ein fertiges Album geworden, eines, bei der es dem Titel entsprechend um das Erzeugen und Mischen von Klangfarben geht; die 18 je um die vier Minuten langen Titel tragen Titel wie „Burnt Umber“, „Wintergreen“, „Dark Sienna“, „Ultramarine“ oder auch „Desert Sand“. Klavier, Midi-Keyboard oder auch mal Kirchenorgel sind die die tragenden Instrumente, dann mehr oder weniger stark verfremdet. Auffällig an diesen überwiegend impressionistischen Klangskizzen ist allerdings ihre Melodiosität; vieles erinnert mehr an Klavierminiaturen von Schubert bis Satie denn an „klassische“ Ambient-Werke. Avantgardistisch oder wegweisend ist das Album sicherlich nicht; von den damals nicht verfügbaren technischen Mitteln abgesehen hätte es auch vor Jahrzehnten veröffentlicht werden können. Im Rahmen dessen, was sonst so unter dem Neoklassik-Label produziert wird, gehört dieses zwar sehr klangschöne, dabei aber nicht banale Werk qualitativ jedoch sicherlich zum oberen Zehntel. (2020)