Rezension
Trotz seiner gänzlich unbegleiteten Aufnahmen von Bach, Ysaÿe und Paganini: Allzu wenig kammermusikalische Zeugnisse gibt es von diesem enigmatischen Virtuosen. Auf dieser LP – vielleicht seiner schönsten überhaupt – wird er jedoch nur von Leon Pommers am Klavier begleitet, und in diesem intimen Rahmen scheint sich sein so unbeschreibbar schmelzender Ton besser denn je entfalten zu können. Die technischen Wunder (etwa die langen Doppelgriffpassagen in der eröffnenden Chopin-Bearbeitung von August Wilhelmij) nimmt man kaum wahr, Rabin erfüllt die virtuosen Zugabenstücke, aus denen dieses Programm zusammengestellt ist, mit so viel Leben und Musikalität, daß sie nebensächlich wirken. (Zwingt man sich freilich, auf sie zu achten, wird man schnell blaß ob Rabins Leistung.) In unserer nüchternen, technisierten Welt wäre für einen solchen Meister romantischer Klangschönheit kein Platz mehr: Einen Musiker wie Michael Rabin wird es in absehbarer Zeit nicht wieder geben. (1959/2011)