Rezension
Mit 22 Jahren war die Französin erste Fagottistin bei den Berliner Philharmonikern, zwei Jahre später wechselte sie zu den Wienern. Viel mehr kann man mit diesem insbesondere für eine Frau ungewöhnlichen Instrument kaum erreichen. Mit diesem Album (die vorausgegangene CD-Veröffentlichung enthält zusätzlich ein Konzert von Johann Baptist Vanhal) zeigt Dervaux sich zum dritten Male auch als herausragende Solistin, die dem unhandlichen Ofenrohr eine ungeahnte Eleganz zu verleihen weiß. Samten und federnd ist ihre Tongebung, überaus nuanciert zudem. Dervaux übernahm bei dieser Gelegenheit auch gleich die Orchesterleitung, und ihre Mozartinterpretation kann man nur als idealtypisch bezeichnen: Pointiert, humorvoll, lebendig! Auch das folgende „Grand Concerto“ des Mozart-Schülers Johann Nepomuk Hummel profitiert von Dervaux‘ biegsamem Spiel, bei dem auch die virtuosesten Passagen so unangestrengt wie ein Lächeln wirken. Wer glaubt, daß sich bei 40 Minuten Fagott Ermüdungserscheinungen einstellen könnten, sei versichert: Nichts dergleichen. Dervaux macht das Fagott zum Cello unter den Holzbläsern. Wundervoll. (2022)