Rezension

Joe Jackson goes Village Green! Doch fangen wir vorne an, beim historischen Max Champion, einem heute weitgehend vergessenen Star der Music Hall-Szene im London der vorletzten Jahrhundertwende. Seine Spur verliert sich im Ersten Weltkrieg, vermutlich zählte er zu den vielen anonymen Toten. Aufnahmen gibt es keine, doch in der jüngeren Vergangenheit tauchten einige Original-Texte und Noten auf – und diese nahm Jackson als Grundlage für seine Music Hall-Hommage, die tatsächlich tiefer geht und stilistisch konsequenter ist als einst bei den Kinks oder im Spätwerk von Madness. Jackson schrieb mit viel Stilgefühl die Arrangements für ein zwölfköpfiges Orchester, aber es geht um mehr als Nostalgie und historisches Interesse: Jacksons Performance ist mitreißend, er läßt Champions Songs grooven und vibrieren – und betont dabei ihre auf Textebene oft erstaunliche Aktualität. Es ist zwar im Grunde nicht Jacksons eigene Musik – aber als Joe Jackson-Album doch eines der stärksten der letzten gut drei Dekaden! (2023)