Rezension
Der Name Matthew Houck dürfte immer noch nicht allzu vielen einfallen, wenn nach dem besten Songwriter aus Athens, Georgia, gefragt wird – da gibt’s immer noch ein paar populärere Kandidaten. Daß Houck (der seit 2003 unter dem Moniker Phosphorescent seine Platten veröffentlicht) es verdient hätte, zumindest zu den Meistgenannten zu gehören, daran läßt auch sein sechstes Album keinen Zweifel – welches vielleicht mehr denn je seine Fähigkeit belegt, den Americana-Begriff zu dehnen, ohne ihn zu beschädigen. Houck kann Songs schreiben, die so direkt ins Herz treffen wie solche von Gram Parsons, er kann die Atmosphäre von Dylans „Pat Garrett“-Soundtrack jederzeit rekreieren. Doch er hat keinerlei Skrupel, solches mit dem Pathos von U2s „Joshua Tree“ zu verschmelzen, eine Pedal Steel mit einem Dub-Bass und einer Roland 808-Drummachine zusammenzubringen oder die herrlichen Harmoniegesänge, die das Album einrahmen, von Synthesizer-Arpeggios umtanzen zu lassen. Puristen lesen jetzt wahrscheinlich nicht weiter, was ein echter Jammer ist – denn das Ergebnis klingt nicht nur ganz anders, als man sich’s denken mag, es gibt Houck in jeder Beziehung Recht. „Muchacho“ ist eines der schönsten Americana-Alben der letzten Jahre; zudem eines der ganz wenigen, die das Genre mit neuen Möglichkeiten bereichert haben. Und niemand, der dieses Album gehört hat, wird die Authentizität dieser wunderbaren Songs in Frage stellen wollen. (2013)