Rezension
Der 1686 in Breslau geborene Sylvius Leopold Weiss gilt als herausragendster Lautenist des Spätbarock, als der Komponist und Musiker, der das Instrument zu seiner Vollendung führte. Zeitgenossen attestierten ihm, sein Spiel auf der Laute lassen an einen Cembalisten oder gar Organisten denken, so weit führte Weiss, der den bedeutendsten Teil seines Lebens am musikalisch legendären Hof des sächsischen Kurfürsten in Dresden wirkte, die im Vergleich zu Tasteninstrumenten ja eher begrenzten polyphonen Möglichkeiten seines Instruments. Doch nicht nur die Technik, sondern auch sein Ausdruck, die Emotionalität seiner Musik war hochgerühmt. Die zahlreichen Stimmungen der sechssätzigen D-Dur-Sonate sind diesbezüglich ein Paradebeispiel. Für Weiss’ erstaunliche Kontrapunktik hingegen steht die “Partita Grande”: Hier wird das Instrument an seine Grenzen geführt. In beiden Werken sehr schön nachzuvollziehen ist der italienische Einfluß des Komponisten, der vor seinem Wechsel nach Dresden einige Jahre in Rom gelebt hatte und dort mit Sicherheit Größen wie Corelli und Scarlatti begegnet war. Der hier zu hörende Viggo Mangor war zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht nur der vermutlich virtuoseste Lautenist Skandinaviens und Lehrer an den Musikhochschulen von Kopenhagen, Århus und Aallborg – sondern nebenbei auch Organist im dänischen Ishøj. So schließt sich der Kreis… Mastering und Pressung (Turicaphon in der Schweiz) sind auch hier vorbildlich. (1987)