Rezension

Eine kleine Punkband auf einem kleinen Label. Angeführt von einer Sängerin, die jedes manifestierte westliche Schönheitsideal negiert. Unwahrscheinlich, so zu mehr als einer Kult-Gefolgschaft zu kommen. Aber das 2005er Album “Standing In The Way Of Control”, noch auf Kill Rock Stars erschienen, ging trotzdem durch die Decke, dank solch unwiderstehlicher Hits wie “Coal To Diamond”, “Jealous Girls” oder dem Titelsong. Seither stand die Pop-Welt ein wenig Kopf: Eine Frau wie Beth Ditto auf den Titelblättern der Hochglanz-Modemagazine wäre noch kurz zuvor kaum denkbar gewesen; aber spätestens seit Karl Lagerfeld der unglaublichen Ausstrahlung der Sängerin verfiel und mit ihr den seit Jahrzehnten andauernden Schlankheitswahn aufbrach, standen ihr und damit ihrer Band alle Türen offen. “Music For Men”, der lange erwartete Nachfolger zu jenem Überraschungserfolg, erschien dann auf dem Majorlabel Columbia und war von Rick Rubin produziert worden. Der schmutzige Punk-Appeal der Band konnte dabei zwar kaum erhalten werden, doch gottlob ging das nicht auf Kosten der Energie, für die die Band ja vor allem live legendär ist. Dance-Rock wäre die treffende Genre-Bezeichnung, und Ditto singt jede herausgeputzte R’n’B-Diva in Grund und Boden. Der Sprung in die Upper Class des Pop war geglückt! – Neupressung! (2009, Pressung aktuell)