Rezension
Schon lange lebt Daniil Trifonov in den USA, daß er in seine russische Heimat zurückkehrt, ist wohl mindestens so lange unwahrscheinlich, wie dort ein Putin an der Macht ist. Dem Land, in dem er inzwischen fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat, hat der „most astounding pianist of our age“ (The Times) nun ein Album gewidmet; ein zweites mit dem Fokus auf Lateinamerika wird folgen. Trifonov zeigt darauf mehr denn je die ganze Bandbreite seines grenzenlosen musikalischen Talents. Er brilliert mit Gershwins „Concerto In F“ und Aaron Coplands „Piano Variations“, er zeigt aber auch sein offensichtlich tiefes Jazzverständnis: „I Cover The Waterfront“ spielt er in einer Version von Art Tatum, „When I Fall in Love“ folgt dem Arrangement von Bill Evans, und dann ist da noch Dave Grusins „Memphis Stomp“, in dem Trifonov sein Groove-Gefühl demonstriert. Es gibt noch mehr: Musik von John Adams, John Corigliano und (Filmmusik gehört bei einem Tribut an Amerika zwingend dazu!) Thomas Newmans Thema aus „American Beauty“; zwingend erwähnen muß man auch das für ihn selbst geschriebene Klavierkonzert von Mason Bates, das hier seine Weltersteinspielung erfährt. Nach dessen mitreißendem Finale kann eigentlich nur noch Stille kommen. Die kommt dann auch: In Form von John Cages ikonischem „4.33“. Gleich ein zwei Fassungen: Als „Field Version“ und als „Studio Version“… (2024)