Rezension
Der Gipfel der vergleichsweise kurzen Ära mit Saxophonist George Coleman (die Rhythmusgruppe bestand aus Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams) war erreicht, als das Quintett im Februar 1964 in der New Yorker Philharmonic Hall auf der Bühne stand. Der Mitschnitt wurde damals auf zwei Einzel-LPs verteilt, wobei man die seltsame Entscheidung traf, die Balladen und Midtempo-Nummern von den schnelleren, härteren Titeln zu trennen. „My Funny Valentine“ enthält Erstere. Die Repertoireauswahl mutet für einen Jazz-Erneuerer wie Miles Davis überraschend konservativ an („All Of You“, „Stella By Starlight“, das Titelstück); was Miles und Coleman in ihren Soli dazu einfiel, ist jedoch in jeder Note visionär. Davis-Biograph Ian Carr schrieb, daß Davis hier mit mehr Tiefe und Brillanz denn je zuvor spielte und nennt das Album eine der besten Jazz-Liveaufnahmen überhaupt. Womit er vermutlich Recht hat. Auch in klanglicher Hinsicht, wie diese ausgezeichnete MFSL-Ausgabe demonstriert! (1965/2017, Pressung aktuell)