Rezension
OK, man war vorgewarnt. Durch die Debüt-EP, durch die explosiven Auftritte des Trios aus dem Pianisten Moses Yoofee Webster, Bassist Roman Klobe-Barangă und Über-Drummer Noah Fürbringer. Aber dieses Album übererfüllt die hohen Erwartungen doch noch einmal beträchtlich. Die Ideenvielfalt ist schwindelerregend, ganze 13 Tracks umfaßt das doch deutlich unter 40 Minuten spielende Album, etliche unter zweieinhalb Minuten lang. Jeder kommt präzise auf den Punkt, deutet aber auch an, was unter Live-Bedingungen alles damit geschehen könnte. Wir hören Verweise auf die Jazztradition (unzählige), wir erleben die Geschichte der Club-Kultur im Zeitraffer, Indie- und Post Rock werden quasi im Vorbeigehen auch noch verhandelt. Das Album ist so voll – es ist ein logistisches Wunder, daß es nicht einfach platzt. Und doch klingt es wunderbar geordnet und logisch, wirkt niemals überladen. Drei Songs haben Gastauftritte: Neben dem Saxophonisten Wanja Slavin und der deutsch-türkischen R'n'B-Sängerin Erîn wirkt die britische Rapperin Enny bei einem Track mit. Anders als heute üblich schickte sie keine Datei – sondern legte Wert darauf, selbst nach Berlin zu kommen und ihren Part live im Studio zu rappen. Was eine Menge über die spektakuläre Musik dieses Trios aussagt. Dies ist Jazz, wie er 2025 klingen kann. (2025)