Rezension
Eine Suite in acht Sätzen. Musik, die bei aller Lyrizität und Sparsamkeit in jeder Sekunde spannend ist, nicht der leiseste Ton ist Nebensache. Dem Album zugrunde liegt ein Gedicht der israelischen Poetin Zelda Schneurson Mishkovsky: „Departure“, Abschied. Es thematisiert den Tod als einen Abschied im Sinne eines Loslassens. Cohen wird es am Ende des Albums rezitieren, höchst sensibel begleitet von seinem Stammtrio. Der Trompeter und Komponist verzichtet hier bewußt auf elektronische Ergänzungen, es sprechen nur die vier Instrumente, bei denkbar kargem, präzisem Klangbild. Die Art, wie Cohens Trompete schlichte, aber tiefe Fragen zu stellen scheint, weckt immer wieder die Assoziation zu Charles Ives‘ „The Unanswered Question“. Doch hier kommen Antworten; insbesondere von Pianist Yonathan Avishai (womit die Beiträge von Mori und Ravitz nicht heruntergespielt werden sollen). Es geht um die letzten Dinge, um die nackte Wahrheit. „Naked Truth“ ist Cohens leisestes Album bislang. Am Nachhall gemessen ist es sein lautestes. (2022)