Rezension
Warren Ellis koproduzierte das Album, seine Violine (oder Bratsche) ist fast auf jedem Song zu hören – sie ist die ideale Ergänzung zu dieser gebrochenen Stimme, die keinen Zweifel daran läßt, daß ihre Besitzerin mehr und intensivere Höhen und Tiefen erlebt hat, als eigentlich in ein Leben passen. Ellis‘ in den letzten Jahren engster musikalischer Partner ist auch dabei – sich Nick Cave als Background-Sänger vorzustellen, ist ja kaum möglich, und es funktioniert auch nur, weil Marianne Faithfull eben einfach noch viel mehr Ausstrahlung hat als er. Oder irgendein Sänger sonst. Der neben Ellis wichtigste Partner aber ist Ed Harcourt, der einen Großteil der Songs mit der alten Dame schrieb. Für einen weiteren fungierte Mark Lanegan als Koautor; durchaus auch eine sinnfällige Partnerschaft. Dylans „It’s All Over Now“ klang selten so endgültig, und „As Tears Go By“ ist Faithfulls dritte und wohl finale Version – sie selbst sagt, daß sie erstmals das Gefühl gehabt habe, der Song würde zu ihr passen. Man kann dem Album einen Mangel an Varianz vorwerfen; die eingängliche Stimmung ändert sich in der Tat kaum. Muß sie aber auch nicht. Wenn irgendjemand nichts mehr zu beweisen hat, dann wohl diese Frau. (2018)