Rezension
Zum bereits siebten Mal dirigierte der 83jährige Italiener das traditionelle Neujahrskonzert. Er überzeugte nicht nur abermals mit seinem Gefühl für die Wiener Musikkultur, sondern sorgte tatsächlich auch für ein paar Überraschungen. Schon die Eröffnung mit dem von Strauss senior einst für die 1848er Revolution geschriebenen (und später unter den Teppich gekehrten) „Freiheitsmarsch“ läßt sich angesichts der jüngsten politischen Ereignisse in Österreich ja durchaus als Statement deuten; bemerkenswert ist auch die Wahl des „Ferdinandus-Walzer“ – den hatte (ebenfalls 1848!) die damals 13jährige Constanze Geiger geschrieben, Strauss hielt das Werk immerhin für uraufführungswürdig. 177 Jahre später steht es für die erste Komponistin im Programm der Neujahrskonzerte. Routiniert wirkt kaum etwas, dafür präsentiert Muti eine „Zigeunerbaron“-Ouvertüre mit Verdischer Dramatik! Dem obligatorischen Neujahrsgruß fügte Muti ein deutliches „Pace, fratellanza e amore in tutto il mondo“ hinzu – bevor er die Wiener in einer ziemlich perfekten Donauwalzer-Aufführung leitete. Dem alten Maestro gebührt definitiv Respekt dafür. (2025)